Archive: https://archive.ph/myFsU
Ich würde gerne mit euch diskutieren wir ihr das haltet mit den Verlustaktien. Der klassische Rat von Profiinvestoren ist ja lieber verkaufen anstatt behalten. Da mit dem freigewordenen Geld nun bessere Aktien gekauft werden können und Gewinn gemacht werden kann. Oder im Backspech: Liquidität freisetzen und Opportunitätskosten vermeiden.
Wer bereits viel Geld oder Zeit in eine Anlage gesteckt hat, möchte diese Aufwendungen nicht als vergeblich ansehen. Stattdessen klammert man sich an die Hoffnung auf eine Wende zum Besseren – selbst dann, wenn alle Fakten dagegensprechen. Hinzu kommt die mentale Buchführung. Viele Anleger trennen zwischen „Gewinnaktien“ und „Verlustaktien“ und behandeln sie isoliert, statt das Gesamtportfolio im Blick zu behalten.
Aktien verkaufen, die im Keller sind und kaum Aussicht auf Erholung haben sollen weg - keine Frage. Die Frage, die ich mir stelle ist „wann“.
Ich habe tatsächlich eher gute Erfahrungen gemacht die üblichen Investorenwellen/ Heuschreckenscharen auszusitzen und stoisch behalten. Ging dann wieder rauf und ins sehr positive. Gut es waren:
- Aktien/ Themen-ETF’s mit Zukunftspotenzial, aber gerade nicht im Hypezyklus
- nie im ATH gekauft, sondern im Tal (stellte sich später allerdings als Talfahrt und nicht die Talsohle raus. Ich weiß auch, Profis kaufen immer nur steigende Kurse, um dies zu vermeiden)
Bei dem oben genannten Profirat sehe ich das grundsätzliche Problem, dass ein Kleinanleger nie die Zeit und Expertise eines Berufsprofis aufwenden kann. Die Profis handeln mMn in anderen Zyklen: Saisonale, politische und Metazyklen. Als Kleinanleger ist man da vermutlich besser aufgestellt, wenn man auf eher längere Zyklen setzt. Also nicht in Aktivität verfallen und gar nicht wissen, worin man das freigewordene Geld investieren soll.
Wie seht ihr das?

Die Frage der versunkenen Kosten und wie die Zukunft einer bestimmten Investition einzuschätzen ist, muss meiner Meinung nach jeder für sich selbst beantworten. Es ist aber wichtig immer im Kopf zu behalten, dass vergangene Kosten keine Auswirkung auf die Zukunft haben (sollten). Nur weil ich einen größeren Betrag in einem Wertpapier versenkt habe, muss ich das nicht bis zum St. Nimmerleinstag halten ohne realistische Aussicht auf Besserung.
Zum Zeitpunkt: ich bin grundsätzlich Anhänger der “time in market beats timing timing the market” Herangehensweise, zumindest für mich als Kleinanleger. Ich habe weder die Zeit noch die Ressourcen noch das Wissen um den Markt sinnvoll beurteilen zu können. Es ist ohnehin fraglich, ob das überhaupt über einen längeren Zeitraum möglich ist. Daher würde ich auf einen timing-Aspekt einfach verzichten, solange ich kein family office für meinen geerbten Wohlstand habe.