Dürfen Arbeitgeber eine Bewerberin ablehnen, weil sie konfessionslos ist? Oder ist das Diskriminierung? Darüber hat heute das Bundesverfassungsgericht entschieden.
Also dürfen Atheisten Christen ablehnen, oder?
Natürlich nicht! Atheistische Arbeitgeber müssen sich an das allgemeine Arbeitsrecht halten, kirchliche Arbeitgeber haben ein eigenes.
Aus…Gründen.Wenn die Atheisten eine atheistische Kirche gründen, dann dürfen sie auch.
Religionsfreiheit und die dazugehörigen Ausnahmen sind nicht an den Glauben an einen Gott gebunden. Weltanschauungen zählen auch dazu, und Atheismus (im Gegensatz zum Agnostizismus) ist definitiv eine Weltanschauung.
(Den Unterschied zwischen Agnostizismus und Atheismus, den ich hier ziehe, ist, dass Agnostizismus kein Glaube ist, alla, “mir ist wurscht ob Gott existiert, ich kann weder beweisen noch wiederlegen ist mir aber auch egal”, während Atheismus der Glaube daran ist, dass kein Gott existiert obwohl man natürlich die Nicht-Existenz eines Gottes genausowenig beweisen kann wie seine Existenz.)
Haben Muslime und Buddhisten in Deutschland ein eigenes Arbeitsrecht?
Ich glaube nicht.Ich nehme an, wenn Islamic Relief Deutschland für ein von Ihnen unterhaltenes Muslimische SeelsorgeTelefon eine Stelle auschreibt und hierfür entsprechend ausgebildete Muslime sucht, wäre das Urteil bei einer Klage von abgelehnten Atheisten oder Christen und gleicher Begründung, auch in gleicherweise ausgefallen.
Das glaube ich nicht. Erstens, weil es keine rechtlich geregelte muslimische Religionszugehörigkeit in Deutschland gibt, bei den Kirchen deine Zugehörigkeit aber offiziell vermerkt ist.
Zweitens, weil nur die Kirchen Mitarbeiter nach einem separaten Arbeitsrecht einstellen dürfen.
Und drittens weil Richter in der Regel eher konservativ und christlich sind.Das hat aber damit nichts zu tun. Man könnte jemanden ablehnen weil mensch keine wissenstechnischen Voraussetzungen hat, egal welcher Religion sie angehören.
Das wäre in diesem Fall auch so gegangen. Hätte man die Bewerberin ohne Angabe von Gründen oder mit einer anderen Begründung abgelehnt, hätte es keine Grundlage für eine Klage gegeben. Allerdings hat die Diakonie die Religionszugehörigkeit in die Stellenausschreibung geschrieben und damit eine Basis für die Klage geschaffen.
Das Gleiche gilt bei allen Antidiskriminierungsmaßnahmen im Zuge von Bewerbungen. Es steht einem potentiellen Arbeitgeber frei, alle Bewerber aus beliebigen Gründen abzulehnen, es gibt aber eben ein paar Gründe, die man weder in die Stellenausschreibung schreiben oder dem Kandidaten nennen darf.
Deswegen kriegt man diesbezüglich ja auch kein Feedback mehr wenn man abgelehnt wurde. Gibt der Arbeitgeber keinen Grund an, dann kann man ihm nichts tun.
Es steht einem potentiellen Arbeitgeber frei, alle Bewerber aus beliebigen Gründen abzulehnen, es gibt aber eben ein paar Gründe, die man weder in die Stellenausschreibung schreiben oder dem Kandidaten nennen darf.
Einen Kandidaten z.B. wegen Hautfarbe abzulehnen ist immer illegal, auch wenn es nirgendwo aufgeschrieben oder kommuniziert wurde. Es ist dann nur nicht nachweisbar dass es illegal war.
Das Urteil gilt religionsunabhängig. Auf Basis dieses Urteils kann auch eine entsprechende Islamische Organisation Bewerber ablehnen.
Es geht in dem Urteil um kirchliche Arbeitgeber. Buddhisten und Muslime haben keine im deutschen Recht verankerten “Kirchen”.
Laut Wikipedia gibt es (Stand 2011) 159 Moscheen in Deutschland. Diese gehören zu verschiedenen islamischen Organisationen (z.B. Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion oder Ahmadiyya). Rechtlich sind die das Gleiche wie Kirchen (Gebäude) und Kirchen (Religionsgemeinschaften) respektive.
Ebenfalls laut Wikipedia gibt es aktuell rund 600 Buddhistische Gruppen in Deutschland. Auch diese haben Orte, wo sie sich treffen, sowie eine religiöse Dachorganisation (Deutsche Buddhistische Union) und verschiedene Unterorganisationen.
Und ja, das Urteil gilt auch für diese Organisationen und diese Organisationen können jetzt genauso auf eine Religionszugehörigkeit für ihre Angestellten pochen.
Wie nennt man eigentlich Leute, die nicht an die Zahnfee glauben? Dafür gibt es genausowenig einen Begriff, wie es einen für Atheisten geben sollte. Demzufolge ist Atheismus eben kein Glaube. Wenn die Idioten nicht ständig Götter erfinden würden, müssten Atheisten sie nicht ständig leugnen.
Kannst du die Existenz einer Zahnfee wirklich mit vollständiger Sicherheit ausschließen? Ich bin mir recht sicher, dass sie nicht existiert, aber frei nach Karl Popper kann ich die Existenz einer Zahnfee nicht dadurch ausschließen, dass sie noch niemand gesehen hat. Genauso wenig kann ich ihre Existenz als gegeben sehen, weil sie eben noch niemand gesehen hat.
Etwas als fixe Wahrheit zu sehen, obwohl es keine Beweise dafür gibt (sei es jetzt die Existenz oder Nicht-Existenz eines Gottes) ist Religion, nicht Wissenschaft.
Es steht dir völlig frei mit all deiner Macht zu glauben, dass Gott nicht existiert. Genauso wie es einem z.B. Katholiken völlig frei steht mit all seiner Macht zu glauben, dass Gott existiert.
Für beide Seiten gibt es genau gleich viele Beweise.
Und beim Atheismus eben per Definition. Ein Gott, der sich nicht zeigt und der nicht eingreift, ist aus unserem Sichtpunkt identisch zu keinem Gott. Wenn es also eine Definition von Gott gibt, die sich identisch verhält zu der Inexistenz eines Gottes, dann gibt es keine Möglichkeit zu beweisen, dass es keinen Gott gibt.
Womit wir bei der agnostischen Position ankommen: “Es ist mir egal ob es einen Gott gibt, weil es für mich keinen Unterschied macht, ob es einen gibt oder nicht.”
Ich sehe das so: Grundsätzlich sind wir alle Agnostiker, selbst Religiöse Menschen, weil man das, wie Du schön beschrieben hast, eben nicht wissen kann. Die Existenz irgendeiner Gottheit beruht auf einer Behauptung. Und selbst als Agnostiker ist die Wahrscheinlichkeit der Existenz nicht dieselbe, wie die Nicht-Existenz einer Gottheit. Wenn ich behaupte, im Orbit des Jupiters befindet sich ein Teekessel, können wir beide das (mit unseren Mitteln) nicht wissen. Das macht die Existenz des Teekessels allerdings nicht ebenso wahrscheinlich, wie dessen Nicht-Existenz.
Agnostik ist die einzige Position, die sich wirklich wissenschaftlich-rational untermauern lässt.
Der Rest ist eben Glaube. Glaube ist auch voll ok, jeder von uns glaubt alle möglichen Dinge (jetzt auch abseits von Religion) und richtet teils sogar sein Leben danach aus. Ich glaube, z.B., an eine tolerante Politik. Ich glaube, dass es allen Menschen besser geht, wenn man die Freiheit hat zu tun was man will, solange man damit Anderen nicht schadet. Wissen tu ich’s nicht. Vielleicht ist eine Diktatur besser, ich hab keine soliden Beweise. Aber ich glaube eben an eine tolerante Politik und glaube, dass eine Diktatur nicht toll ist. Danach richte ich mein Leben aus.
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ein gewisses Maß an Glaube zwingend notwendig ist, weil wenn ich nur nach Dingen handle, die ich mit vollständiger Sicherheit weiß, dann würde ich gar nichts tun können.
Deswegen steh ich in der Früh auf, im Glauben dass mich mein Arbeitgeber dafür bezahlen wird, steige in den Aufzug im Glauben, dass er mich sicher nach unten bringen wird, gehe in die Arbeit und so weiter.
Was mich eben stört ist, dass viele Leute denken, eine atheistische Position (alla “ich weiß das Gott nicht existiert”) wäre wissenschaftlich-rational und ein unbestreitbares Faktum, und das stimmt einfach nicht.
Um auf dein Teekessel-Argument zu kommen: Klar, Wahrscheinlichkeiten sind ein Thema (allerdings ist es schwer eine Wahrscheinlichkeit von etwas abzuschätzen, was eine Sample Size von 1 hat, und wo wir das Sample nicht kennen), und es ist völlig valide zu sagen “Basierend auf den Informationen, die ich habe, ist es ziemlich unwahrscheinlich dass Gott existiert”.
Aber man kann eben nicht basierend drauf behaupten, es wäre unmöglich dass Gott existiert.
Es ist auch ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand 154x in Folge zwei Würfel würfelt, ohne dass die Augensumme 7 ergibt. (1 zu 1.56 Billionen um genau zu sein.) Das ist eine Wahrscheinlichkeit, die so extrem gering ist, dass man mit annähernd vollständiger Sicherheit sagen kann, dass das niemals nie passieren würde, nicht in der gesamten Geschichte der Menschheit. Und trotzdem ist es passiert.
Das soll jetzt nicht heißen, dass unwahrscheinliche Dinge wahrscheinlich sind, auf keinen Fall, nur eben dass eine Wahrscheinlichkeit nur so lange gilt, bis man weiß was wirklich passiert ist. Anders gesagt: Im Nachhinein hat die Wahrscheinlichkeit keine Bedeutung. Eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit ist keine Basis um etwas vollständig auszuschließen.
In diesem Land geht momentan echt alles in die falsche Richtung. Wenn wir nicht aufpassen leben unsere Enkel/Urenkel später im neuen Mittelalter.
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Früher hat man für und mit dem König oder Fürst die Konfession gewechselt. Jetzt macht man das für den Job.
Was in dem Artikel fehlt, ist die Farbe der Dose Lack, mit der die Herrschaften Richter auf dieses gelungene Urteil angestoßen haben. Prost, ihr lächerlichen Kasper.
Das wäre an sich gar nicht so ein Problem, wenn die christlichen Kirchen in Deutschland nicht so riesige Träger von. Daseinsvorsorge wären, die eigentlich der Staat übernehmen müsste.
Doch, auch dann wären Ausnahmen von der Religionsfreiheit für das Arbeitsrecht hochproblematisch.
Wieso wenn alle Stellen nur mit der eigentlichen Kircharbeit im engsten Sinne zu tun haben?
Hintergrund war der Fall einer Sozialpädagogin aus Berlin, die sich 2012 auf eine von der evangelischen Diakonie ausgeschriebene Referentenstelle beworben hatte. Bei dem befristeten Job ging es um die Mitarbeit an einem Bericht von Nichtregierungsorganisationen zur deutschen Umsetzung der Antirassismus-Konvention der Vereinten Nationen.
Was hat das mit Religion zu tun? Inwiefern ist ein bestimmtes Glaubensbekenntnis relevant für diese Arbeit?
Im Übrigen ist auch die Kirche selber inzwischen davon ab:
Die generelle Voraussetzung einer evangelischen Kirchenmitgliedschaft sei Anfang 2024 aus der sogenannten Mitarbeitsrichtlinie der Kirche gestrichen worden. Sie sei seitdem nur noch Voraussetzung, wenn sie für die Stelle “erforderlich und wichtig” sei.
Ja nix, die Diakonie ist ja Teil der Daseinsvorsorge die ich in meinem ersten Kommentar angesprochen habe 🙄
Das worauf sich die Kirche zurückgezogen hat ist doch das was ich sage, mit dem Unterschied das ich finde dass sich das Handeln der Kirche grundsätzlich auf Tätigkeiten beschränken sollte für die Kirchenmitgliedschaft erforderlich und wichtig ist.
Ich habe ein bisschen das Gefühl dass du mich nicht verstehen willst.
Ich habe ein bisschen das Gefühl dass du mich nicht verstehen willst.
Klar, weil die eigenen Worte ja auch absolut eindeutigund unmissverständlich sind 🙄
Man kann deinen ersten Kommentar auch so interpretieren, dass du sagen willst, ein kirchliches Arbeitsrecht, dass Bewerber*innen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit ablehnen darf, wäre weniger problematisch wenn der Anteil kirchlich getragener Daseinsvorsorge geringer und der staatlich getragene Anteil höher wäre als jetzt.
Ich habe deinen ersten Kommentar jedenfalls nicht gelesen als “dass die Kirche als Arbeitgeberin Bewerber*innen außerhalb religiöser Arbeiten wegen der Religionszugehörigkeit ablehnen darf, ist ein grundsätzliches Problem.”
Wird sie doch, der grossteil der gelder bei christlich getragenen krankenhaeusern etc kommt doch nicht von den kirchen. Von denen kommt vielleicht mal das gehalt fuer die hausnonnen oder sowas, aber die gehaelter von lehrern etc werden von uns allen bezahlt :)
Schade.
Schande.
Fantastisch, Verfassungsgericht kriecht kirchlichen Arbeitgebern in den Hintern. Applaus für rückgratlose Entscheidung.
Bundesverfassungsgericht
I love the German language.
The Bundesverfassungsgericht in their Bundesverfassungsgerichtsprozess came to a Bundesverfassungsgerichtsprozessurteil.
@Kissaki
Erinnerst du das Bundesverfassungsgerichtrichterwahldebakel?
@SoktopraegaeawayokZum Glück gab es mittlerweile eine Bundesverfassungsgerichtsrichterwahldebakelauflösung.









